Bezauberndes Marokko Teil I - Fés

Als feststand, dass Lenka und ich nach den Prüfung noch einmal wegfahren möchten standen einige Ziele zur Auswahl. Geeinigt haben wir uns dann aber ziemlich schnell auf Marokko. Dabei wollten wir auf keinen Fall eine reine Städtereise machen, sondern ein Land mit all seinen Facetten, den Menschen, die Kulinarik und Traditionen kennen lernen. Unsere Route stand ziemlich schnell und so landeten wir nach technischen Problemen und einem Wechsel des Flugzeuges gegen Mittag in Fés. Sie ist eine der vier Königsstädte in Marokko und bekannt für ihre alte Medina, der Handwerkskunst und die Ledergerbereien. 

Nach unserer Ankunft sind wir dann aber erstmal zu unserem Couchsurfing Host Yassine gefahren. Dort wurden wir von ihm und seiner Mutter empfangen. Das Haus lag außerhalb der Medina, aber in etwa 20 Minuten Fußweg hatte man die Altstadt erreicht. Für uns ein echter Glücksgriff, da wir so erst einmal die neue Kultur und das gemächliche Treiben außerhalb der Medina auf uns wirken lassen konnten. Außerdem war es etwas ganz besonderes, von Anfang an in einer Familie willkommen zu sein. Wir wurden in das Familienleben einbezogen, durften uns wie zuHause fühlen und wurden zu Frühstück und Abendessen eingeladen. 

Am zweiten Tag ging es dann aber auch für uns runter in die Medina. Generell erkunde ich eine Stadt sehr spontan, zwar kenne ich im Vorhinein die Musst-Sees aber klappere diese nicht ab, sondern gehe ohne jeglichen Plan los und versuche mich in der Stadt zu orientieren. Wenn ich einige der Sehenswürdigkeiten dann nicht gesehen habe, dafür aber ein wunderschönes kleines Cafe entdeckt habe oder mit Einheimischen ins Gespräch gekommen bin, ist das für mich noch viel mehr wert. Zum Glück ist Lenka da absolut meiner Meinung, weswegen ich (nicht nur deswegen) in ihr die perfekte Reisepartnerin gefunden habe! 

Dementsprechend sind wir morgens gestartet und hatten keinerlei Ziel, womit unsere Erkundungstour sehr entspannt war. Wir hatten bereits ein wenig Angst, uns in der Medina völlig zu verlieren, so wie es uns sehr viele prophezeit haben. Wir sind stundenlang durch die kleinen Gassen geschlendert und ohne Ziel kann man eben auch nicht falsch abbiegen. Und wenn wir doch mal ein wenig verloren waren, sind wir einfach so lange in eine Richtung gelaufen, bis wir wieder eine größere Gasse erreicht haben. Hier eine Anekdote zu meinem Orientierungssinn: Ich habe mittlerweile bemerkt, dass er perfekt funktioniert wenn ich mit Leuten ohne Orientierungssinn unterwegs bin und umgekehrt. Sobald ein Anderer die Führung übernimmt und uns durch die Stadt lotst, dann gebe ich mich komplett der Umgebung und Stimmung hin und kann nicht einmal einschätzen ob wir vor 5 Minuten von rechts oder von links gekommen sind. So habe ich das oft in Chile erlebt, als wir mit einer größeren Gruppe unterwegs waren oder auch mit Luis. In diesem Urlaub in Marokko habe ich aber die Richtung angegeben :P Sonst wären wir vermutlich noch in Algerien gelandet ;) 

Es gibt aber auch einige größere Gassen, auf denen viele Touristen unterwegs sind. Auf diese Gassen sind wir immer mal wieder zurückgekehrt und mit der Masse wurden wir dann auch zu den Sehenswürdigkeiten getragen. Die Ledergerbereien mitten in der Stadt haben uns sehr fasziniert. Man konnte auf unzähligen Terrassen runter in einen riesigen Innenhof sehen, in dem Leder gewaschen, gefärbt und getrocknet wurde. Ein Anblick, den man so schnell wohl nicht mehr zu Gesicht bekommt und der mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist. Natürlich bekam man rundherum auch alle möglichen Produkte aus Leder angeboten, die man sich nur vorstellen kann. 
Generell war ich positiv überrascht von der Medina. Ich glaube wir waren beide auf das schlimmste gefasst und waren schon auf tausende Händler eingestellt, die uns einfach nicht in Ruhe lassen und uns ihre Ware andrehen wollen. Oder auf enge Gassen in denen wir uns völlig verlaufen und nicht mehr raus finden oder auf komische Gestalten treffen ;) Was man sich eben so ausmalt, wenn man einige Gruselgeschichten gehört hat. Wir waren zwar darauf gefasst aber trotzdem haben wir die Medina nicht mit diesen Vorurteilen betreten. Das Unterbewusstsein war zwar eventuell voreingenommen aber da wir bereits am Vortag so wunderbare Erfahrungen gemacht haben, haben wir uns ziemlich schnell sehr wohl in diesem Gastfreundlichen Land gefühlt: angefangen am Flughafen mit unserem Taxifahrer, den netten Kellnern als wir ein Café (außerhalb der Medina in einem Wohngebiet wo sich nur sehr selten Touristen hin verlaufen) betreten und uns mit einem Mal circa 80 männliche Augenpaare anstieren und dann aber alle möglichen Übersetzer ankommen, um unsere Bestellung aufnehmen zu können, bis hin zu unserem Host Yassine, der uns so herzlich empfangen hat. 

Ein paar der Fotos wurden auch mit dem Handy aufgenommen, weswegen die Qualität durchwachsen ist. Dies war nun der erste Teil unserer Marokko Rundreise. Im nächsten Teil geht es dann mit dem Mietwagen in die fotogene Stadt Chefchauouen, die komplett blau ist :) 

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