Chilenisch Campen

Ziemlich spontan sind wir am Mittwoch Nachmittag für eine Nacht nach Chaihuin aufgebrochen. Zuerst ging es für 30 Minuten auf eine Fähre und anschließend sind wir noch 40 Minuten mit dem Bus gefahren. Angekommen hieß es zunächst mal wieder nur Staunen. Wir befanden uns mitten in der Natur. Der Campingplatz, der etwa 4 Fußballfelder einnahm, konnte nicht annähernd mit einem in Europa verglichen werden. Sehr großzügig und natürlich in die Natur eingebunden, ohne lästige Markierung, an denen der Platz für den man bezahlt hatte, endete. So verlief der riesige Fluss auch direkt ein paar Meter von unseren Zelten entlang. Kaum die Zelte aufgebaut, sind die meisten von uns auch direkt rein gesprungen um sich eine kühle Erfrischung zu holen. 

Für den Sonnenuntergang ging es dann auf die Dünen am Meer. In Chaihuin direkt am Meer endet der Fluss 'Chaihuin' und nur eine kleine Düne trennt die beiden Gewässer voneinander. Eine wunderschöne Kulisse also. 

Als ich barfuss durch den Sand der Dünen gelaufen bin, habe ich mich für einen Moment nach Frankreich versetzt gefühlt. Seit ich denken kann, verbringen wir dort unseren Familienurlaub. Und selbst als wir alle drei Kinder schon viel zu groß waren, um noch mit Mama und Papa in Urlaub zu fahren, hat es mich und meine Geschwister jedes Jahr doch wieder für einen Besuch hingezogen, während meine Eltern stets ihren Sommerurlaub dort verbrachten. Viele meiner Kindheitserinnerungen entstanden in diesen Urlauben und jedes Mal wenn wir den kleinen Hügel vor der Ortseinfahrt überwunden hatten, kam mir die Gänsehaut. Nächstes Jahr werden meine Eltern das erste Mal nicht nach Frankreich fahren, weshalb ich ein wenig melancholisch auf die Dünen reagierte ;) 

Nach dem Sonnenuntergang ging es wieder zurück und das Feuer wurde angeschmissen, da wir alle einen rieeeeeeeesigen Hunger hatten. Ein paar der Jungs haben für uns alle Proviant besorgt und uns mit dem Essen absolut überrascht. 

Als `Vorspeise` gab es Choripan. Das übliche Grillgericht in Chile. Einfach nur eine gegrillte Chorizowurst und diese dann in einem Brot. 

Danach kam der wohl leckerste Fisch, den ich je gegessen habe. Javier hatte ihn am selben Tag ganz frisch auf dem Markt in Valdivia gekauft und mit Zwiebeln und einem Oreganosalz auf das Grillrost gelegt. Als er fertig war, haben wir uns zu acht um das Feuer gesetzt und mit den Händen vier ganze Fische vernascht. Es war so ein schöner Moment. 

Das liebe ich so an den Chilenen. Wieso brauchen wir denn Messer und Gabeln bzw. Teller? Es ist alles sehr unkompliziert und für alles gibt es scheinbar eine Lösung. 

 

Die Fotos sind leider wieder nicht von bester Qualität, da ich die große Kamera nicht dabei hatte. Aber die Erinnerung zählt. 

Das gilt auch für den ganz besonderen Moment am nächsten Tag. Jeder hatte ausgeschlafen und dann sind wir direkt ans Meer gestartet und haben uns in die kalten Fluten des Pazifiks gestürzt. Einen Moment später standen wir Mädels am Strand und haben den Jungs beim spielen im Wasser zugesehen als Nici plötzlich völlig verwirrt fragt: "Ne das glaub ich jetzt nicht oder! Sind das Delphine da vorne?". Keine zehn Sekunden später tauchten sehr nah am Ufer ganz viele Delphinflossen auf. Wir haben uns gar nicht mehr einbekommen, laut losgeschrien und lagen uns in den Armen! Der Moment war magisch. Ich habe nie zuvor Delphine gesehen. Weder im Zoo, geschweige denn in freier Wildbahn. Etwa 10 Minuten lang haben sie sich direkt vor uns aufgehalten. 

Als dann sogar mehrere in einer Welle mitgeschwommen sind, haben sich auch die Jungs gar nicht mehr einbekommen.  

Wie meine Mutter sagen würde: Ein Bild für die Götter! 

 

Zurück am Campingplatz haben wir nochmal das Feuer angeschmissen und es gab Choripan als Mittagessen. Dann mussten die Mädels und ich auch schon los zum Bus, während die Jungs noch eine Nacht geblieben sind. 

Irgendwann auf dem Rückweg meinte ich zu Nici noch, dass wir gerade mal 24h unterwegs bzw. weg von daheim waren. Es fühlte sich aber an wie ein ganzes Wochenende, wie ein richtiger Kurzurlaub! Ich habe nochmal viel neues über die chilenische Kultur, Natur und Sprache gelernt.

Ein großes Dankeschön geht an die ganzen Locos, die solche Ausflüge erst so richtig gut werden lassen. Es kommt eben nicht ganz darauf an, was man macht sondern mit wem.

 

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